Merkel-Nachfolge: Im Merz-Hype ist die Bitternis der Ernüchterung schon angelegt



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Meinung

Merkel-Nachfolge Im Merz-Hype ist die Bitternis der Ernüchterung schon angelegt

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„Ich habe die Gelegenheit gehabt, Politik von außen zu betrachten“

Friedrich Merz will aus der Finanzwelt zurück in die Politik. Der Ex-Unionsfraktionschef bewirbt sich um das Amt des Parteichefs. Verfolgen Sie hier, wie er sich der Hauptstadtpresse stellt.

Sind politische Erwartungen zu hoch, ist Enttäuschung programmiert. Barack Obama hat das erlebt, Martin Schulz auch. Nun gilt Friedrich Merz als Wundertäter. Doch hier tritt kein Revolutionär an und auch kein Messias.

Auf katholischen Mädchengymnasien im Rheinland kursierte früher unter den Schülerinnen – auch den weniger frommen – der Satz, wenn der Messias noch einmal auf der Erde erscheine, dann werde er das in ihrem Klbadenzimmer tun.

Politik ist manchmal wie eine katholische Mädchenschule: Da bricht sich eine Erlösersehnsucht Bahn, die binnen kurzer Zeit in kanahafte Wundererwartungen umschlägt.

Barack Obama erhielt wenige Monate nach Amtsantritt den Friedensnobelpreis, in der Erwartung, er sei der Weltenretter; Obama ist längst weg, der Syrien-Krieg, die Kämpfe in Afghanistan, der Nahost-Konflikt sind geblieben.

Emmanuel Macron wurde zum französischen David, der den Front-National-Goliath niederstreckt und die EU reformiert; mittlerweile sind Macrons Umfragewerte im Keller, der Front National ist, wenngleich unter anderem Namen, wieder auf dem Vormarsch und in der EU alles wie gehabt.

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Es wird viel diskutiert und verhandelt, aber am Ende wird’s gemacht, wie der Präsident es wünscht: Emmanuel Macron mit Ehrengarde im Schloss Versailles

Martin Schulz sollte der Gottkanzler sein, der den Glauben an die Sozialdemokratie auf die Erde zurückbringt; heute liegt die SPD unter 20 Prozent, und Angela Merkel sitzt im Kanzleramt.

Nun heißt der Messias Friedrich Merz. Er hat noch nicht einmal die Wahl zum CDU-Parteivorsitzenden gewonnen, sondern ist nur Kandidat, aber egal, schon jetzt gilt er als Wundertäter.

Er wird den Konservatismus modernisieren, die CDU erneuern, die AfD überflüssig machen und sogar noch die SPD retten, weil die dann wieder an Profil gewinnen kann. Heiliger Bimbam!

Enttäuschung und Parteienverdrossenheit

Diese Erwartungsüberfrachtung kann nur zu Enttäuschung führen – und diese Enttäuschung trägt am Ende zur Parteienverdrossenheit bei. Ja, Erneuerung beginnt auch in der Politik immer mit Personen, aber anders als in der Religion oder der Popbranche ist in der Personenglorifizierung die Bitternis der Ernüchterung schon angelegt.

Gerade bei einem wie Friedrich Merz, der in den vergangenen Jahren abseits der aktiven Politik zur Projektionsfläche für all das geworden ist, was die CDU sein könnte.

Sollte er gewählt werden, muss er diese CDU im Konjunktiv in die Realität einer Partei überführen, die in der Regierung an einen Koalitionsvertrag mit der SPD gebunden ist. Das erfordert schon jetzt, in der Kandidaturphase, ein kluges Erwartungsmanagement.

„Wir brauchen einen Aufbruch und Erneuerung, keinen Umsturz“, hat Friedrich Merz erklärt. Er sollte beim Wort genommen werden. Hier tritt kein Revolutionär an und auch kein Messias. Und das ist gut, denn von den Messibaden, die in der Politik von der öffentlichen Stimmung ans Kreuz genagelt worden sind, ist noch keiner wiederauferstanden.

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