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Wachstumspläne Der Luxus-Boom in China soll Hugo Boss die Wende bringen
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Beim zuletzt schwächelnden Modekonzern Hugo Boss deutet sich ein Umschwung an, der Umsatz soll kräftig steigen. Neben dem asiatischen Markt baut das Unternehmen vor allem auf einen zweiten lukrativen Absatzweg.
Alles wird besser – das war die Botschaft auf dem jüngsten Investorentag von Hugo Boss. Vorstandschef Mark Langer verbreitete Aufbruchstimmung in London. Der Umsatz werde in den nächsten vier Jahren um jährlich fünf bis sieben Prozent zulegen, und als Gewinn aus dem laufenden Geschäft sollen 15 Prozent der Umsätze übrig bleiben. Den nötigen Schwung für den Umschwung sollen zwei Quellen liefern: der Ausbau des Online-Handels und das China-Geschäft.
Die Kapitalgeber des Edelkleidungsherstellers hat die Aufbruchstimmung noch nicht erfbadt. Sie blieben nach den Ankündigungen erst einmal auf dem Beobachtungsposten. Der Kurs der Boss-Aktie sank am Donnerstag in einem schwachen Börsenumfeld leicht und steckte Stunden nach der Ankündigung Langers in der britischen Hauptstadt mit knapp 62 Euro weiter im Kurstief – wie seit Wochen.
Immerhin gab es leichten Optimismus von Firmenbeobachtern. „Die Umsatzprognose hat uns positiv überrascht“, erklärte der Analyst Piral Dadhania vom Bankhaus RBC. Es deute sich „ein wichtiger Wendepunkt in der Boss-Story“ an.
Kooperation mit Zalando
Nun muss die Firma liefern. „Wir haben uns für die kommenden Jahre viel vorgenommen“, sagte Langer. „Wir wollen schneller wachsen als der Markt, und unser Gewinn soll sich deutlich besser entwickeln als unser Umsatz.“ Boss müsse Markttrends zügiger aufgreifen und auch auf Wettereinflüsse wie den extrem langen Sommer in diesem Jahr reagieren.
Bei der beschleunigten Entwicklung der Kollektionen hilft den Managern die Digitalisierung. Die Designer gestalten die Kleidung nun am Laptop. Die Entwicklungszeit einer neuen Kollektion verkürzt sich damit von 14 auf sechs Monate.
Wichtigster Hebel für die erhoffte Wende: Den Sog des Bekleidungshandels hin zum Online-Kauf will das Unternehmen voll für sich nutzen. Bis 2022 soll der Umsatz im eigenen Online-Geschäft vervierfacht werden. Zudem setzt Hugo Boss auf Kooperationen. So hat die Modefirma kürzlich einen deutlichen Ausbau ihrer Zusammenarbeit mit dem Versender Zalando bekannt gegeben. Auf dessen Plattform richtet Hugo Boss einen eigenen Online-Shop für Business-Klamotten ein.
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Der optische Auftritt und die Preisgestaltung blieben in der eigenen Hand, betonte Langer. „Für uns ist es wichtig, dbad dem Kunden auch online ein High-End-Einkaufserlebnis geboten wird und unsere Marken in einem entsprechenden hochwertigen Umfeld präsentiert werden“, sagte ein Sprecherin.
Rabattschlachten hatten bei Boss zuletzt die Erträge gedrückt. So sank der operative Gewinn vor Sondereffekten im dritten Geschäftsquartal um zwölf Prozent auf 126 Millionen Euro, während der um Währungsveränderungen bereinigte Umsatz nahezu auf der Stelle trat. Er wuchs nur um ein Prozent auf 710 Millionen Euro.
Schlüsselrolle für China
Im vergangenen Jahr hatte Boss einen Umsatz von 2,7 Milliarden Euro erzielt, ein Zuwachs um drei Prozent. Die neue Online-Strategie trägt aber offenbar bereits Früchte. Der Verkauf übers Internet schnellte im Quartal um 40 Prozent hoch.
Vergleichsweise gut laufen auch die Geschäfte in Asien, insbesondere in China. Dieses Plus soll ebenfalls deutlich ausgebaut werden. „Der Vorstand ist überzeugt, dbad der Konzern insbesondere in Asien noch erhebliches Wachstumspotenzial hat“, erklärte das Unternehmen. Der Umsatz in der Region solle in den nächsten vier Jahren mit jeweils zweistelligen Prozentraten pro Jahr steigen. Damit wird der Umsatzanteil von Asien von derzeit 15 auf etwa 20 Prozent zulegen.
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China komme bei dem Ziel die Schlüsselrolle zu. Hugo Boss werde dort sein Ladennetz erweitern und – ähnlich wie bei Zalando – Kooperationen mit Online-Plattformen für den gehobenen Bedarf des neuen chinesischen Mittelstandes eingehen.
Mit Shops wie „Tmall’s Luxury Pavilion“ und „Toplife“ reagieren die chinesischen Online-Riesen Alibaba und Jingdong auf die zunehmende Nachfrage nach Premium- und Luxusware. Ihr Webdesign kommt hochwertig daher, die Service-Versprechungen sind teilweise exquisit. Das Luxussegment ist in China im ersten Halbjahr 2018 nach Einschätzung der Unternehmensberatung McKinsey um 15 bis 20 Prozent gewachsen. Der chinesische Markt für Luxusgüter mache mit 73 Milliarden Dollar nahezu ein Drittel des Weltmarkts aus.
„Begehrlichste Lifestyle-Marke im Premiumsegment sein“
Die neuen Möglichkeiten des Digitalen will der Konzern auch für stärker personalisierte Angebote nutzen. So könnten Bekleidungsstücke individuell gestaltet werden oder persönliche Stil-Beratung auch übers Netz erfolgen, erklärte die Sprecherin.
Vorstandschef Langer, seit zwei Jahren an der Unternehmensspitze, setzte schon zuvor auf einen weitgehenden Umbau des Modeherstellers aus Metzingen. So hat der gelernte Maschinenbauer die Markenvielfalt eingedampft und die Untermarken Orange und Green aus den Sortimenten genommen. Übrig geblieben sind die Marken Boss, die für Businesskleidung steht, und Hugo als Name für eher freizeitorientierte Ware.
Die Neuausrichtung der beiden Kernmarken sieht Langer inzwischen als gelungen an. „Damit sei der Grundstein für das Erreichen der am Donnerstag in London verkündeten ehrgeizigen Ziele gelegt.
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