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Jetzt wird es ernst für die Kandidaten: Heute beginnen in Lübeck die Regionalkonferenzen. Kramp-Karrenbauer, Spahn und Merz stehen auf dem Prüfstand.
Für die Kandidaten wird es ernst – und fürs Publikum spannend. Wenn am Abend in Lübeck die erste Regionalkonferenz beginnt, müssen Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn zeigen, was sie draufhaben.
Die CDU hat sich zwar nicht zu einem Mitgliederentscheid durchgerungen; Derartiges hätte ihre Satzung auch nicht hergegeben. Gleichwohl startet in der Kulturwerft Gollan in Lübeck ein zweiwöchiges Schaulaufen, ein Kampf um die Herzen der Mitglieder. Tausende werden beobachten können, wie sich die drei Kandidaten in insgesamt acht Regionalkonferenzen präsentieren.
Sie haben sich früh besondere Fairness versprochen. Doch schon vor Beginn wird sichtbar, dbad sich nicht alle dran halten werden. Jens Spahn ist der Erste, der die Linie aufgegeben hat. Unmittelbar vor dem ersten Wettstreit attackierte er seine beiden Gegner. Offensichtlich setzt der mit Abstand Jüngste der Duellanten vor allem auf Angriff.
AKK, wie alle Kramp-Karrenbauer längst nennen, und Friedrich Merz haben es dagegen bisher vorgezogen, über die Kontrahenten kein schlechtes Wort zu verlieren. Anders als Spahn haben sie auch nicht versucht, das zu untermauern, was man von ihnen kennt. Stattdessen hat sich der konservative Merz betont liberal gegeben und die Grünen als möglichen Bündnispartner beschrieben – und Kramp-Karrenbauer hat darauf gesetzt, im Umgang mit straffälligen und gewaltbereiten Asylbewerbern besonders hart aufzutreten.
Die Folge ist interessant: Der komplizierte Balanceakt zwischen dem Lob für Erreichtes und dem Bedarf nach Neuem wird zum prägenden Element der Auseinandersetzung. Doch was oft als Profillosigkeit beschrieben wird, führt bislang vor allem bei AKK zu einer stärkeren Konturierung.
Ab Donnerstagabend gilt es; dann wird jedes Wort, jede Botschaft, jede Attacke und jede Verteidigung Teil der Erzählung – und über Sieg und Niederlage entscheiden.
Das Format
Was den Christdemokraten jetzt wieder bevorsteht, entsprang einst der größten Krise der CDU, hat sich aber bewährt. Als die Partei Helmut Kohls im Spendenskandal zu versinken drohte und nach Widersprüchen um eine 100 000-Mark-Spende auch Wolfgang Schäuble zurücktreten musste, war es der scheidende Partei- und Fraktionschef, der den Weg vorgab.
Schäuble schlug zur Bestimmung seiner Nachfolge große Parteitreffen an der Basis vor. So weckte er die an sich selbst zweifelnde, in sich verstörte CDU wieder auf. Das gelang mit großem Erfolg. Die Regionalkonferenzen im Vorfeld des berühmten Essener Parteitags im Jahr 2000 wurden nicht nur sehr gut besucht, sondern ließen die CDU spüren, wofür sie existierte.
Und so wiederholt sich in diesem Herbst 2018 ein Procedere, das Angela Merkel vor 18 Jahren an die Macht führte. Auch wenn am Ende die 1001 Delegierten auf dem Essener Bundesparteitag über ihre Wahl zur Parteichefin entschieden – die Begegnungen mit den Mitgliedern hatten die Pro-Merkel-Stimmung entscheidend vorgegeben. Nach dem Zulauf für die damalige Generalsekretärin hätte der Parteitag gar nicht mehr anders abstimmen können: Er musste sie wählen.
Heute stellen sich wieder dieselben Fragen: Wem hören die Leute zu? Wer hat die positive Energie auf seiner Seite? Wer punktet mit Eloquenz? Und wem gelingt der große Spagat am besten, zwischen dem Lob des Geleisteten und der Botschaft eines Neuanfangs?
Mit diesen Fragen werden sich Mitglieder und Beobachter von heute an beschäftigen. Sie werden genau darauf achten, wie viel Beifall Kramp-Karrenbauer, Merz und Spahn erhalten werden.
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