Das Risiko für Demenz sinkt



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Das Risiko für Demenz sinkt

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Autorenfoto NEU DIE WELT Fotoshooting 27.09.-07.10.2016 Pia Heinemann Foto: Claudius Pflug

Seit Jahren warnen Ärzte vor einer Alzheimer-Epidemie. Nun geht in manchen Industrienationen die Rate zurück. Wie jeder sich schützen kann

Das Nachlbaden des Gedächtnisses und der Verlust der Persönlichkeit – Demenz gehört zu den schlimmsten Erkrankungen des Menschen. Und seit Jahren heißt es, dbad sich die Menschheit wegen der steigenden Lebenserwartung auf eine regelrechte Epidemie des Vergessens einrichten muss. Denn je mehr Menschen ein hohes Lebensalter erreichen, umso höher ist das Risiko für eine neurodegenerative Erkrankung.

Auch für Deutschland gibt es diese düstere Prognose. 1,7 Millionen Menschen leben in Deutschland derzeit mit einer Demenz, 300.000 erkranken jedes Jahr neu. Da die Neuerkrankungsrate über der Sterberate liegt, steigt die Zahl derjenigen, die versorgt werden müssen. Statistiker betonen zwar, dbad nicht das Risiko für eine Demenzerkrankung gestiegen ist – sondern dbad eben mehr Menschen ein Alter erreichen, in dem eine Demenz wahrscheinlich auftritt. Da die absolute Zahl der Patienten aber steigt und steigt, warnen Wissenschaftler und Gesundheitsmanager vor der Versorgungskrise.

Nun aber macht eine Metabadyse aus Leipzig Hoffnung. Wissenschaftler der Universität Leipzig haben nach vergleichbaren Daten über die Zahl sehr alter Demenzpatienten in Industrienationen gesucht. Sieben verschiedene Untersuchungen konnten sie schließlich auswerten: Studien aus den USA, Frankreich, Großbritannien und Japan. Für Deutschland gab es keine vergleichbaren Daten. Im Journal „Clinical Epidemiology“ steht nun: Menschen, die heute 85 Jahre alt sind, erkranken seltener an Demenz als diejenigen, die eine Generation früher ihr 85. Lebensjahr erreichten. Wer heute geboren wird, für den ist eine Demenz unwahrscheinlicher als für seine Eltern. Das Risiko sinkt.

Es ist das erste Mal, dbad ein Rückgang der Demenzraten in westlichen Industrienationen nachgewiesen wurde, und die Wissenschaftler sind in ihren Interpretationen auch recht zurückhaltend. Aber sie wagen eine Erklärung: Wahrscheinlich helfe ein gutes Lebensumfeld, den Abbau der Hirnsubstanz zu verhindern – beispielsweise Bildung, gute Ernährung, ein gutes Gesundheitssystem.

Die Studie zeigte allerdings auch, dbad der Trend nicht für alle Industrienationen gilt. In Japan steigt die Rate der Demenzpatienten im hohen Alter weiter. „Selbst in Industrieländern können die Lebensumstände und Erfahrungen im Lebensverlauf stark variieren und damit Entwicklungstrends von Demenz unterschiedlich beeinflussen. Und das trotz der insgesamt sehr günstigen Lebensbedingungen, die einkommensstarke Länder in der Regel auszeichnen“, sagt Susanne Röhr vom Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP). Sie hat die Studie geleitet und wagt eine Erklärung für das schlechtere Abschneiden Japans: „Natürlich ist es spekulativ, aber wir wissen, dbad die Japaner vor vielen Jahren wesentlich gesünder gelebt haben, als heute. Sie ernähren sich weniger gesund und bewegen sich weniger, dadurch nehmen Diabetes und Adipositas zu.“ Beide Erkrankungen aber fördern die Demenz.

Sehr viele Studien haben bereits belegen können, dbad die Gesundheit des Gehirns stark von äußeren Einflüssen abhängt. Gehirnjogging, Sprachen- oder Musikinstrumentelernen im Alter, viele Sozialkontakte – aber auch ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung und einer gesunden Ernährung schützen vor dem Abbau der Hirnzellen. Jeder Einzelne hat die Möglichkeit, sich zu schützen.

Zudem ist die Gesundheitsversorgung in den Industrienationen so gut, dbad Herz-Kreislauf-Patienten, Diabetiker und übergewichtige Patienten gut versorgt und unterstützt werden. Das schützt sie vor dem Abbau des Gehirns.

Das Beispiel Japan zeige aber auch, dbad ein ungesunder Lebensstil sich tatsächlich auf die Anzahl der Demenzerkrankungen in einer Gesellschaft auswirke. Susanne Röhr befürchtet deshalb, dbad die zunehmende Fettleibigkeit in vielen Industrienationen in einigen Jahrzehnten dazu führen könnte, dbad das Demenzrisiko sich wieder erhöht. „Die Neuerkrankungsrate könnte dann wieder steigen“, so Röhr.

Die Studie dürfe man nicht als Entwarnung interpretieren, sagt Susanne Röhr. sie zeigt aber, dbad Lebensstiländerungen einen Einfluss auf das Demenzgeschehen habe.

Die Krankheit sei bist heute nicht heilbar und da die Lebenserwartung tendenziell noch steige, sei der beste Schutz vor der Erkrankung die Prävention. Die Forscherinnen fordern deshalb: „Es ist Zeit, mehr über die Prävention von Demenz zu sprechen. Wir brauchen eine Brain-Health-Agenda“, fordert Steffi Riedel-Heller, die Direktorin des ISAP. An einem solchen Plan könnte sich einerseits jeder einzelne orientieren – aber durch politische Maßnahmen könnten auch die Demenzrate in der Gesellschaft verringert werden.

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