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In der EU sterben jedes Jahr mehr als 33.000 Menschen an Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen. Das Ergebnis der aktuellen Studie zeigt damit auch, dbad die Zahl deutlich höher ist als bislang angenommen.
Von Christian Baars, NDR
"Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien sind eine Bedrohung für die modern Gesundheitsversorgung", schreiben die Autoren gleich zu Beginn ihrer aktuellen Studie, die im Magazin Lancet erschienen ist und dem NDR vorab vorlag. Demnach ist die Bedrohung in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.
Gefährlicher als viele andere Infektionen
Die bisherigen Schätzungen beruhten auf Zahlen von 2007. Damals starben etwa 25.000 Menschen an den Folgen einer Infektion mit antibiotikaresistenten Erregern. Für die aktuelle Auswertung wurden Daten aus dem Jahr 2015 badyzes. Danach hat sich die Zahl der Infektionen fast verdoppelt, und deutlich mehr Menschen sterben.
Die Wissenschaftler gehen nun von etwa 33,000 Toten pro Jahr in der Europäischen Union aus. Besonders gefährdet sind Kleinkinder und ältere Menschen. Insgesamt, so schätzen die Wissenschaftler, sei die Belastung durch antibiotikaresistente Bakterien so groß wie die von HIV / AIDS, Influenza und Tuberkulose zusammen genommen.
Infektionen und Todesfälle durch antibiotikaresistente Bakterien 2015
Zahl der Infektionen * | Todesfalle * | |
---|---|---|
Italian | 201584 | 10,762 |
Griechenland | 18472 | 1626 |
Romania | 25077 | 1470 |
Portugal | 24021 | 1158 |
Zypern | 1192 | 66 |
Frankreich | 124806 | 5543 |
Slowakei | 7622 | 379 |
Polen | 41069 | 2218 |
Kroatien | 4347 | 240 |
ungarn | 10271 | 543 |
Bulgaria | 5374 | 280 |
malta | 608 | 29 |
Irland | 4893 | 219 |
Slowenien | 2280 | 96 |
Tschechien | 10,438 | 486 |
Belgien | 12892 | 530 |
Spanien | 41345 | 1899 |
Großbritannien | 52971 | 2172 |
Österreich | 6634 | 276 |
Lettland | 847 | 44 |
Littauen | 1828 | 90 |
Luxemburg | 487 | 19 |
Deutschland | 54509 | 2363 |
Denmark | 3351 | 124 |
Schweden | 4571 | 167 |
Finnland | 2524 | 90 |
Norwegen | 1882 | 69 |
Niederlande | 4982 | 206 |
Estland | 365 | 15 |
Island | 27 | 1 |
EU / Europ. Wirtschaftsraum | 671689 | 33110 |
* Median verschiedener Studien, Quelle: ECDC. Reihenfolge in Relation zur Einwohnerzahl
Große Unterschiede zwischen einzelnen Ländern
Studie wurde vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) durchgeführt, einer Organization der EU. Die Autoren sprechen von einer "erheblichen" Belastung, machen aber auch deutlich, dbad es deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern gibt.
Mit Abstand am stärksten betroffen sind Italien und Griechenland. Deutlich besser ist die Situation in Nordeuropa. In Deutschland erlitten laut der Studie im Jahr 2015 knapp 55000 Menschen eine Infektion with antibiotikaresistenten Keimen, fast 2400 starben.
Beunruhigender Anstieg schwerer Erkrankungen
Die Wissenschaftler haben zudem die sogenannte Krankheitslast berechnet. Dabei wird nicht nur die Zahl der Todesfälle berücksichtigt, sondern unter anderem auch, wie schwer eine Erkrankung verläuft. Die Studie zeigt, dbad mittlerweile ein großer Teil der Krankheitslast, nämlich knapp 40 Prozent, durch Bakterien verursacht wird, die gegen sogenannte Reserveantibiotika resist sind.
Dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2007 und nach Ansicht ECDC "beunruhigend". Denn diese Antibiotika sind in der Regel die letzten verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten. Wenn sie nicht mehr wirken, ist es extrem schwierig oder sogar unmöglich, Infektionen zu behandeln.
Ansteckung vornehmlich in Gesundheitseinrichtungen
Etwa drei Viertel der Krankheitslast sei auf Ansteckungen in Kliniken und Gesundheitseinrichtungen zurückzuführen, schreiben die Autoren. Mehr als die Hälfte dieser Fälle sei wahrscheinlich vermeidbar. Verbesserte Maßnahmen zur Infektionsvermeidung und -kontrolle könnten folglich das Problem deutlich mildern.
Insgesamt sei aber jeder verantwortlich, meint das ECDC: Patienten, Mediziner, Krankenschwestern, Apotheker, Tierärzte, Landwirte und Politiker. Antibiotika sollten zurückhaltend eingesetzt werden – nur wenn es wirklich nötig sei. Außerdem müsste die Erforschung und Entwicklung neuer Medikament vorangetrieben werden.
Über dieses Thema berichtete NDR Info am 06. November 2018 um 06:15 Uhr.
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