Hydrochlorothiazid: Hautkrebsrisiko durch häufig eingesetztes…



[ad_1]

Arzt untersucht die Haut eines Patienten /dpa

In Deutschland sterben pro Jahr weniger als 600 Menschen an einem weißen Hautkrebs. /dpa

Berlin – Das Diuretikum Hydrochlorothiazid, das in zahlreichen Antihypertensiva enthalten ist, begünstigt die Entwicklung von nicht-melanozytären Hautkrebsen (NMCS). Darauf müssen jetzt zahlreiche Hersteller des häufig verwendeten Wirkstoffs in einem Rote-Hand-Brief hinweisen.

Seit mehr als 50 Jahren ist bekannt, dbad Chlorthiazide die Photosensibilität der Haut erhöhen. Ein entsprechender Hinweis findet sich in den Fachinformationen von Hydrochlorothiazid-haltigen Arzneimittel. Das Diuretikum ist in zahlreichen Antihypertensiva enthalten. Gelegentlich wird es auch zur Behandlung von kardialen Ödemen eingesetzt.

Eine Photosensibilität bedeutet, dbad eine UV-Exposition schneller zu Schäden auf der Haut führt, die langfristig das Hautkrebsrisiko erhöhen. Die Gefahr für die Patienten ist lange unterschätzt worden. Als erstes fiel Gary Friedman vom kalifornischen Krankenversicherer Kaiser Permanente auf, dbad Patienten, die mit Hydrochlorothiazid behandelt wurden, auffällig häufig an Lippenkrebs erkrankten. Für Patienten, die 5 Jahre oder länger mit einem Monopräparat behandelt wurden, ermittelte Friedman eine Odds Ratio von 4,22, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 2,82 bis 6,31 signifikant war (Archives of Internal Medicine 2012; 172: 1246-1251).

Dosisabhängiges Risiko für Lippenkrebs, Basaliome und Spinaliome

Eine Fall-Kontroll-Studie, die 633 Patienten mit Lippenkrebs in Dänemark mit jeweils 10 Gesunden verglich, bestätigte kürzlich den Verdacht. Patienten, die Hydrochlorothiazid einnahmen, erkrankten signifikant häufiger an dem ungewöhnlichen Krebs. Das Risiko war dosisabhängig – was in epidemiologischen Studien ein Hinweis auf eine Kausalität ist. Für die meisten exponierten Patienten ermittelten Anton Pottegard von der Universität von Süddänemark in Odense und Mitarbeiter ein mehr als 7-fach erhöhtes Risiko (Odds Ratio 7,7; 5,7-10,5). Und da Hydrochlorothiazid ein in Dänemark häufig verordneter Wirkstoff ist, könnten laut Pottegard nicht weniger als 11 % aller Lippenkarzinome auf die Einnahme von Hydrochlorothiazid zurückzuführen sein (Journal of Internal Medicine 2017; 282: 322-331).

Ungleich häufiger sind nicht-melanozytäre Hautkrebse auf anderen Hautpartien. Pottegard hat deshalb seine Analyse jüngst auf alle Basaliome und Spinaliome ausgedehnt. Auch hier war eine Dosis-abhängige Wirkung nachweisbar. Für Patienten mit der höchsten kumulativen Hydrochlorothiazid-Exposition ermittelt Pottegard eine Odds Ratio von 1,54 (1,38-1,71) für das Basaliom und eine Odds Ratio von 7,38 (6,32-8,60) für das Spinaliom.

Die Verwendung anderer Diuretika und Antihypertensiva war nicht mit den beiden nicht-melanozytären Hautkrebsen badoziiert. Der Anteil der Krebserkrankungen, die auf den Einsatz von Hydrochlorothiazid zurückzuführen ist, beträgt – eine Kausalität vorausgesetzt – 0,6 % für das Basaliom und 9,0 % für das Spinaliom. Jeder 11. weiße Hautkrebs in Dänemark würde demnach durch Hydrochlorothiazid ausgelöst (Journal of the American Academy of Dermatology 2018; 78: 673-81).

BFArM zieht Konsequenzen

Die Daten haben kürzlich den Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) überzeugt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat jetzt einen Rote-Hand-Brief der Hersteller veranlbadt. Dort werden die Ärzte aufgefordert, alle Patienten, die Hydrochlorothiazid als Mono- oder Kombinationspräparat einnehmen, über das Hautkrebsrisiko zu informieren. Die Patienten sollen aufgefordert werden, ihre Haut regelmäßig auf neue Hautveränderungen sowie Veränderungen an bestehenden Läsionen zu untersuchen und verdächtige Hautveränderungen zu melden (die dann dermatologisch abzuklären sind).

Die Patienten sollen außerdem darauf hingewiesen werden, die Exposition gegenüber Sonnenlicht und UV­-Strahlen einzuschränken. Sie sollen einen angemessenen Lichtschutz verwenden, wenn sie sich dem Sonnenlicht aussetzen, um das Risiko von Hautkrebs zu minimieren. Bei Patienten, die bereits an einem nicht-melanozytären Hautkrebs erkrankt sind, sollte der Einsatz von Hydrochlorothiazid überdacht werden, raten die Arzneimittelbehörden.

Die Gefahr für den Patienten ist insgesamt gering. In Deutschland wird nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts jährlich bei 190.000 Menschen ein nicht-melanozytärer Hautkrebs diagnostiziert. Da die Tumoren selten metastasieren, sind Todesfälle selten. © rme/aerzteblatt.de

[ad_2]
Source link