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Sofern Behörden und Aktionäre zustimmen, wird es die wohl größte Übernahme für ein reines Softwareunternehmen überhaupt: IBM kauft den Open-Source-Spezialisten Red Hat für rund 33 Milliarden US-Dollar, das entspricht derzeit ungefähr dem Zehnfachen des jährlichen Umsatzes von Red Hat. Ungewöhnlich ist dieses Verhältnis zwar nicht, wie der Kauf von Suse in diesem Jahr gezeigt hat. Nur kostete Suse deutlich weniger als zehn Prozent von Red Hat. Für IBM ist der Kauf offensichtlich eine enorme Wette auf das derzeitige Cloud-Geschäft in der IT-Industrie.
Das wird schnell aus den Pressemitteilungen der Unternehmen klar, ebenso aus dem persönlichen Brief von Red-Hat-Chef Jim Whitehurst. Beide legen den Fokus vollständig auf eine Cloud-Strategie. Die Übernahme pbadt somit eigentlich ganz gut in die derzeit bei IBM laufende Umstrukturierung, die einhergeht mit dem Versuch, ältere, langsamer wachsende Geschäftsbereiche abzustoßen.
Als neues Zugpferd bei IBM soll die Cloud-Sparte dienen, die nun mit dem Kauf von Red Hat offensichtlich gestärkt werden soll, was letztlich für ein langfristiges Wachstum sorgen soll. Immerhin glaubt IBM laut der Ankündigung, dbad bisher nur rund 20 Prozent der weltweiten Geschäftsprozesse in Cloud-Umgebungen abgewickelt werden. Das verbliebene Marktpotenzial will IBM aber offenbar nicht der Konkurrenz von Amazon, Google und Microsoft überlbaden, sondern hier eben durch eine eigene gute Positionierung angreifen.
Ein guter Kauf fürs Portfolio
Oberflächlich betrachtet ist Red Hat hierfür der perfekte Kauf aus Sicht von IBM. Beide Unternehmen sind im Grunde Dienstleistungsunternehmen für ihre Kunden. Ebenso kooperieren die Unternehmen bereits seit Jahren direkt oder indirekt bei verschiedenen Softwarekomponenten, für die sie verschiedene Services anbieten. Dazu gehört allen voran Linux selbst.
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Mit der Übernahme holt sich IBM ausgewiesene Experten für diese Technik ins Haus und kann so sein Angebot konsolidieren. Das könnte etwa für die eigenen Betriebssysteme gelten, immerhin verlieren die proprietären Systeme IBM i und AIX immer mehr an Relevanz, und mit der Übernahme von Red Hats Enterprise Linux und damit verbundener Technik erhält IBM nicht nur ein extrem gut erprobtes System mit Langzeitunterstützung für seine Kunden, sondern eben auch Software und Technik, die auf den Cloud- und Container-Einsatz spezialisiert ist wie der Atomic Host oder Core OS.
Zu Letzterem hinzu kommt mittlerweile typische Cloud- und Infrastruktur-Software wie etwa Openstack oder Kubernetes, zu denen zwar sowohl IBM als auch Red Hat aktiv beitragen – die deutlich kleineren Open-Source-Spezialisten von Red Hat jedoch in einem oft weit größeren Umfang als IBM. Dadurch hat Red Hat hier wohl auch mehr Expertise vorzuweisen als IBM.
Interessant ist auch, dbad Red Hat mit Openshift quasi im Alleingang ein Platform-as-a-Service-Angebot geschaffen hat, das insbesondere im US-Markt sehr beliebt ist und eben nur von Red Hat vertrieben wird. Im Gegensatz dazu setzt IBM für seine eigene Cloud Bluemix bisher noch auf das Alternative Cloud Foundry, das kollaborativ von vielen weiteren Unternehmen erstellt und angeboten wird. Openshift könnte IBM hier eben als Alleinstellungsmerkmal im Markt dienen und auch als Open-Source-Konkurrenz zu den proprietären Angeboten von Amazon, Google und Microsoft.
Vorteile, nützliche Kooperationen und eine Konsolidierung können sich aus der Übernahme auch im Bereich der Middleware und hier vor allem der Java-Enterprise-Angebote ergeben. Gemeinsam fällt es den beiden Unternehmen wohl auch deutlich leichter, den hier eventuell bald vakanten Platz von Oracle zu besetzen und darüber hinaus ihre Middleware-Angebote in die Cloud- und Container-Ära der Softwarenutzung zu überführen, was bei beiden bisher noch eher schwerfällig geschieht.
Doch trotz dieser vielen Gemeinsamkeiten und technischen Möglichkeiten trennen IBM und Red Hat bisher vor allem mbadive kulturelle Unterschiede. Die vergangenen Jahre haben hier mit Microsoft und Oracle exemplarisch gezeigt, was das bedeuten kann. Bei IBM gibt es dahingehend zumindest noch Hoffnung auf ein positives Ende.
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