Kanzlerin in Kiew: Merkel macht weiter



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Während in Berlin nach ihrer Rückzugsankündigung die Räder heißlaufen, zeigt sich Merkel in der Ukraine ungerührt: Statt über ihre Pläne zu sprechen, arbeitet sie konzentriert weiter.

Von Alex Krämer, ARD-Hauptstadtstudio

Alle reden über Merz, Spahn und Kramp-Karrenbauer, ziemlich wenige über Angela Merkel nach ihrer Rückzugsankündigung vom Montag. Dabei ist sie ja durchaus noch Kanzlerin, und das Alltagsgeschäft geht weiter – mit einer Auslandsreise in die Ukraine. Und siehe da: Während Politik und Medien in Berlin ziemlich am Rad drehen, zeigt sich die Kanzlerin in Kiew äußerst ungerührt.

Schneidige Marschmusik, Uniformen, ein Männerballet im Stechschritt. Ein paar Mal war Merkel schon hier, aber es ist gut möglich, dbad sie in Kiew gerade zum letzten Mal mit militärischen Ehren empfangen wird. Überhaupt fängt jetzt die Zeit der letzten Male an.

Stand des Minsker Prozesses “ernüchternd”

Hier steht das Minsker Abkommen im Vordergrund, das Friedensabkommen mit Russland in Sachen Ost-Ukraine, das die Kanzlerin 2015 in nächtelangen Verhandlungen mit ausgehandelt hat – und das nicht funktioniert.

“Ernüchternd” nennt sie es, dbad in der Ostukraine noch immer kein stabiler Waffenstillstand herrscht. Noch immer sterben Soldaten an der Kontaktlinie. Es ist noch lange nicht alles geschafft. Aber, sagt Merkel schlicht:

“Wir haben nichts anderes als den Minsker Prozess.”

Unmengen Details im Kopf

Das Fazit, das Merkel daraus zieht, könnte auch für sie selbst gelten: Müssen wir halt weitermachen, nicht herumheulen, weiter arbeiten. Jetzt schon Striche unter irgendetwas ziehen will sie erkennbar nicht, über ihren eigenen Abgang spekulieren auch nicht:

“Zu meinen eigenen Perspektiven habe ich ja ausführlich Stellung genommen.”

Merkel ist konzentriert, hat Unmengen Details im Kopf: Zu den Feinheiten der Lage in Lugansk, zum Pro-Kopf-Einkommen in der Ukraine, zum russischen Erdgas, das durch ukrainische Pipelines strömt.

Und selbst als der Ministerpräsident etwas zusammenhangslos sehr länglich über die ukrainische Energieeffizienzagentur referiert, gelingt es ihr, nicht so auszusehen, als denke sie insgeheim schon darüber nach, welche Kartoffelsuppen sie nach dem Ruhestand in der Uckermark kochen will.

Wie eine “lahme Ente” wirkt Merkel jedenfalls nicht und auch die ukrainische Presse scheint sie nicht dafür zu halten. 152 Journalisten haben sich akkreditiert, es gibt arges Gerangel um Plätze für die Kameras.

Von Kursabsturz hat Merkel nichts gehört

Die Kanzlerin hat offenbar beschlossen, sich nicht allzu sehr mit ihrem schrittweisen Rückzug aufzuhalten. Als bei einer Diskussion an der Kiewer Uni eine Studentin sagt, nach ihrer Ankündigung am Montag sei ja der Euro abgestürzt, da stutzt Merkel.

“Also, ich hab von einem Absturz jetzt nichts gehört. Von einem Anstieg auch nicht, ich sehe da keinen Zusammenhang”, sagt sie. “Die Stabilität Deutschlands ist jedenfalls gewährleistet.” Na dann.

Merkel wendet sich der nächsten Frage zu, erläutert ausgiebig ihre Sicht auf die Herausforderungen durch den Aufstieg Chinas.

“Keep calm and carry on”, ruhig bleiben, weiter machen, steht auf Kaffeebechern, die seit einiger Zeit sehr beliebt sind. Es würde einen nicht wundern, wenn Angela Merkel einen davon zu Hause im Regel stehen hätte.

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