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von Ralf Isermann/AFP
Er steht für eine der größten Wahlniederlagen in der Geschichte der CSU. Und doch dürfte Markus Söder zu Beginn des nächsten Jahres so stark werden wie früher Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber oder vorübergehend auch Horst Seehofer: Mit der Ankündigung von Seehofer, nun doch den CSU-Vorsitz zu räumen, ist die Bahn für Söder frei. In der Sitzung der CSU-Spitze am Sonntag in München gab es zwei zentrale Informationen: Seehofer beendet seine Laufbahn.
Der Weg für Markus Söder ist so gut wie frei
Und der Niederbayer Manfred Weber konzentriert sich ganz auf Europa, der CSU-Vorsitz stünde dieser Karriere im Wege. Damit gibt es in der CSU niemanden mehr, der Söder stoppen können dürfte. Es gibt zwar nach wie vor viele Skeptiker, die den umtriebigen Söder seit Beginn seiner Karriere mit Argwohn betrachten und ihn nach wie vor für einen Luftikus halten.
Doch denen setzte der CSU-Ehrenvorsitzende und politische Ziehvater von Söder, Edmund Stoiber, am Sonntag eine strategische Überlegung entgegen: „Als Franz Josef Strauß zugleich bayerischer Ministerpräsident und Vorsitzender der CSU war, wurden alle wesentlichen Entscheidungen in der Bundespolitik von ihm mitgeprägt“, sagte Stoiber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Klare Botschaft: Der gerade für fünf Jahre wiedergewählte Ministerpräsident muss beide Ämter einnehmen: „Wenn man das Amt des Ministerpräsidenten von dem des Parteivorsitzenden trennt, ist das schwächer.“ Söder hatte lange gezögert, ob er diese Doppelrolle tatsächlich will.
Seehofer soll ihm den Posten bereits zweimal angeboten haben
Angeblich soll ihm Seehofer schon zweimal den CSU-Vorsitz direkt angeboten haben – einmal mit Seehofer als Ministerpräsidenten, einmal ohne Vorbedingung. Doch beide Male soll der 51-Jährige abgelehnt haben. Doch nachdem sich die CSU darauf einschoss, Seehofer zum Hauptverantwortlichen für den Verlust von mehr als zehn Prozentpunkten bei der Landtagswahl vor einem Monat zu machen, kann Söder nicht mehr ablehnen. Auch wenn er sich offiziell noch nicht beworben hat, präsentierte sich der Nürnberger nach der Wahlpleite bereits als starker Mann.
Als Pfund bringt er nun ein, mit den Freien Wählern im Rekordtempo einen Koalitionsvertrag ausgehandelt und eine Regierung gebildet zu haben, die ganz nach CSU-Geschmack bürgerlich-konservativ ist. Dazu stellte er am Montag ein Kabinett vor, das bei den CSU-Posten deutlich verjüngt ist. Dbad Stoiber nun ausgerechnet auch noch Strauß bemühte, um sich für Söder als CSU-Chef stark zu machen, dürfte dem Franken erst recht gefallen. Denn er posierte schon als Jugendlicher vor einem Strauß-Poster. Seine eigene Karriere begann allerdings erst sechs Jahre nach dem Tod von Strauß mit dem Einzug in den Landtag 1988. Danach bekleidete er vom CSU-Generalsekretär über verschiedene Ministerposten herausgehobene Ämter. Eine Karriere, die ihm nicht in die Wiege gelegt wurde, wie der Arbeitersohn selbst sagt.
Söder ist laut Umfragen unbeliebter als seine Vorgänger
Der Vater von vier Kindern nennt sich „begeisterter Christ“. Als er allerdings kurz nach seiner Wahl per Erlbad das Aufhängen von Kreuzen in allen bayerischen Amtsstuben anordnete, kritisierten ihn auch viele aus den Kirchen wegen Instrumentalisierens des Kreuzes. Manche dürften das als Beleg für den Mangel an Empathie sehen, den sie Söder vorwerfen. Söder bestreitet diese Zuschreibung. Aber alle Umfragen zeigen, dbad der Einserabiturient und promovierte Jurist im Vergleich zu seinen Vorgängern lange nur wenig Sympathie genoss.
Im Wahlkampf allerdings konnte Söder viele in der CSU mit seinem Einsatz für sich gewinnen. Wenn er sich auf einem Sonderparteitag zu Jahresbeginn zur Wahl stellt, dürfte er viel Zustimmung bekommen – die CSU sehnt sich nach einem starken Mann, auch wenn der mit dem Malus einer Wahlniederlage antreten muss.
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