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An großen Ankündigungen
mangelt es an diesem Dienstag in Berlin nicht, dabei geht es im Kern um etwas
sehr Kleines: die Lithium-Ionen-Zellen, die kaum größer sind als handelsübliche AA-Batterien. Sie werden in Tausenden aneinander geschaltet und in großen
Paketen in Elektroautos verbaut. Bisher gibt es in Deutschland kein
Unternehmen, das diese Batteriezellen herstellt. Bundeswirtschaftsminister
Peter Altmaier (CDU) will das ändern, mit einer Milliarde Euro deutschem
Steuergeld. Mehr erlaubt die EU für solche Vorhaben nicht.
Schon in rund zehn Jahren, sagt Altmaier, soll “ein Drittel
der weltweiten Nachfrage” mit solchen Batteriezellen “aus deutscher und
europäischer Produktion” gedeckt werden. Das sind hochgesteckte
Ziele, schließlich kommen die Zellen bisher fast ausschließlich aus Fernost
oder Nordamerika. Doch trotz der ambitionierten Vorsätze: Die Initiative
des Wirtschaftsministers ist richtig und notwendig, wenn Deutschlands
Automobilindustrie, an der viele Arbeitsplätze hängen, den Anschluss in der
Elektromobilität nicht verlieren will.
Bisher kaufen die großen Autohersteller die Batteriezellen im
Ausland und setzen sie selbst zu Paketen für ihre Elektroautos zusammen. Damit
geht Deutschland aber ein großer Teil der Wertschöpfung verloren, die
Batterien machen etwa ein Drittel des Wertes eines Elektroautos aus. Die Bundesregierung
und Gewerkschaften befürchten außerdem eine zu starke Abhängigkeit von externen
Zulieferern und dringen seit Längerem auf eine nationale oder zumindest
europäische Strategie. Darum ist es vernünftig, dbad sich der Staat nicht
allein auf die Industrie verlässt, sondern eng mit ihr zusammenarbeitet und sie
fördert. Es braucht auch einen gewissen Mut, um diese neue Entwicklung anzustoßen. Zum Glück scheut Altmaier dieses Risiko nicht.
Auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Vizepräsidenten der
EU-Kommission, Maroš Šefčovič, wollte Altmaier noch keine Namen von beteiligten
Unternehmen nennen. Im Hintergrund wird aber schon länger konkret verhandelt. Drei
Konsortien sollen sich formiert haben, also Zusammenschlüsse von Unternehmen,
von denen zwei auch europäisch aufgestellt sind. Es ist sicherlich von Vorteil,
dbad diese Vielfalt gefördert wird, schließlich verringert sich dadurch das
Risiko weitreichender Fehlsubventionen.
Qualität wichtiger als günstiger Preis
Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dbad die Beihilfe einen
ähnlichen Weg nimmt wie die für die deutsche Solarindustrie, die Anfang der
2000er-Jahre mit gesetzlich garantierter Einspeisevergütung aufgebaut wurde.
Dadurch boomte hierzulande die Fertigung von Solarpanels – doch schon wenige
Jahre später gingen etliche Hersteller in die Insolvenz, weil sie im Preiskampf
gegen asiatische Produzenten nicht mithalten konnten. Wie will Altmaier ein
ähnliches Szenario für die Batteriezellen verhindern?
“Wir werden den Wettkampf um die allerbilligsten Batterien
möglicherweise nicht gewinnen”, antwortet der Minister. “Aber der
Wettkampf um die besten Batterien ist noch nicht entschieden.” Auch Šefčovič
zeigt sich entschlossen. Europa habe mit Airbus bewiesen, dbad man die besten
Flugzeuge der Welt bauen könne, wenn man das vorhandene Know-how bündele und
öffentlich fördere. Anders als bei Airbus sei aber keine direkte staatliche
Beteiligung am Unternehmen vorgesehen, fügt der Kommissionsvize hinzu.
Tatsächlich erhöhen sich die Chancen für einen Erfolg des Projekts
dadurch, dbad es große und erfahrene Akteure benötigt, um es zu realisieren. Im
Gespräch sind schon länger der Batteriehersteller Varta, der Chemiekonzern BASF
sowie der Autohersteller Ford. Offen ist, ob sich auch Volkswagen beteiligt.
Der große Zulieferer Bosch hingegen, der schon eine führende Position bei der
Entwicklung von Elektromotoren einnimmt, hat eine Beteiligung ausgeschlossen.
Klar ist: Der Aufbau einer solchen Fabrik benötigt beträchtliche
Investitionen. Das erklärt auch die hohe Fördersumme. Allein bis zum Start der
Produktion in einer Fabrik brauche ein Konsortium mindestens 500 Millionen
Euro, erläuterte Altmaier. Wie hoch dann jeweils der Zuschuss ausfällt, sagte
der Minister aber nicht.
Damit die Batteriezellen kostengünstig bleiben, müssen die
Unternehmen hohe Stückzahlen erreichen – und darum erst einmal hohe Summen in
moderne Produktionstechnik investieren. Gerade das wird die größte
Herausforderung: möglichst automatisierte Produktionslinien zu installieren,
die sehr leistungsfähige Batterien hervorbringen. Nur wenn die Unternehmen das
meistern, können sie langfristig erfolgreich sein.
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