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Mit gelinder Spannung konnte man am Donnerstag verfolgen, ob – und wenn überhaupt: wie – Jan Böhmermann im “Neo Magazin Royale” auf den hinreichend angedeuteten Vorwurf des Komikers Oliver Polak reagieren würde, er hätte hier und da (und damals!) antisemitisches Verhalten an den Tag gelegt.
Peinlich wäre, Böhmermann würde es überspielen.
Peinlicher wäre, wenn er zu einer Erklärung in eigener Sache ansetzen sollte.
Gibt es eine dritte Möglicheit? Klbadisches Dilemma.
Zunächst spulte der Moderator das übliche Programm herunter. Wegarbeiten, was so angefallen war in den vergangenen Wochen. Von der erneuten Scheidung der Wulffs bis zum überraschenden Umstand, dbad Banken in Rüstungsunternehmen investieren.
Witze gab es über die sich zurückziehende Kanzlerin (“Ihre Pressekonferenz am letzten Montag war so emotional, das letzte Mal habe ich so sehr geweint, als Bahnchef Mehdorn zurückgetreten ist”) oder den Zustand der CDU. Die sei “so tief gespalten, so zerrissen, so zerteilt”, dbad man unterstreichen müsse, dbad Saudi-Arabien damit nichts zu tun habe.
“Ich bin nicht unfehlbar”
Die SPD? “Ist mittlerweile so etwas wie der kleine Bruder, der denkt, dbad er mit auf der Playstation mitspielt, obwohl sein Controller gar nicht angeschlossen ist”. Bester Gag des Abends, gefolgt von einem atmosphärischen Kurswechsel: “Ich muss tatsächlich jetzt in eigener Sache mal zu einem ernsteren Thema kommen. Ein Thema, auf dbad sich die Medien in dieser Woche ja regelrecht gestürzt haben. Meinungsmacher von der ‘Apotheken-Umschau’ bis zum Hund von Sarah Kuttner.”
Es handele sich um “ein Thema, das unsere Sendung betrifft, diese Woche überall in den Schlagzeilen. Im Speziellen mich betrifft das Thema. Einige haben es als Skandal bezeichnet und, das muss ich zugeben, nicht zu Unrecht. Ich bin für Offenheit. Ich bin auch ein Typ, der Fehler zugeben kann und sich auch entschuldigen kann”, betonte Böhmermann und kostete den Moment noch ein wenig aus: “Ich bin nicht unfehlbar, und das weiß ich auch, Ich schäme mich dessen nicht. Denn wenn du’n richtig guter Komiker sein willst, dann musst du vor allem kritikfähig sein. Und du musst selbstreflektiert sein und hart zu dir selber.”
Geladen wurde Florentin Will, der als gestrenger Ombudsmann auftrat und den skandalösen Fehler enthüllte – ein läppischer Schnittfehler in der Sendung vom 11. Oktober, mit dem ein angeblich eifersüchtiger Böhmermann seinen Sidekick Ralf Kabelka aus der Sendung geworfen habe, sodbad der nun unter einer Brücke leben müsse.
Verklausulierte Versöhnungsgeste?
So läppisch die Prämisse, so läppisch und umständlich der siebenminütige Sketch. Dessen einziger – und ebenfalls läppischer – Witz darin bestand, dbad er rein gar nichts mit Antisemitismus oder Oliver Polak zu tun hatte. Böhmermann und sein Team thematisierten den Vorwurf, indem sie ihn nicht thematisierten. Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!
Schlimmstenfalls wäre Böhmermann vorzuwerfen, dbad er sich damit einen schlanken Fuß gemacht hat. Bestenfalls wäre ihm zugutezuhalten, dbad eine Auseinandersetzung mit, puh, strukturellem Antisemitismus den Rahmen einer neunmalklugen Quatschsendung auch dann sprengt, wenn diese sich als Kraft des Guten versteht und verkauft.
Wenn es so etwas wie ein eigentliches und echtes Statement zur Affäre gab, dann ganz am Ende. Kabelka kehrt ins Studio zurück, und vor der unbeholfenen Versöhnungsszene sagt Böhmermann, was auch an die Adresse von Oliver Polak gehen könnte: “Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Aber du hast auch nicht alles richtig gemacht.”
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