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Wenn Entwickler über das eigene Ziel hinausschießen, kommt oft nichts Gutes dabei heraus. Bei CD Projekt ist das anders: Die erfolgsverwöhnten Polen hatten vor drei Jahren die Idee, aus Gwent – eigentlich ein Minigame in The Witcher 3 – einen eigenständigen Ableger zu entwickeln. Geboren war Gwent: The Witcher Card Game, ein Free-to-play-Kartenspiel, das komplett auf Mehrspielerduelle zugeschnitten ist. Parallel arbeitete CD Projekt aber auch einer Einzelspielerkomponente für Gwent – und die machte sich im Laufe der Entwicklung selbstständig, wuchs und wuchs, bis die Macher schließlich ein eigenständiges Solo-Abenteuer mit über 30 Spielstunden vor sich hatten! Im Test von Thronebreaker: The Witcher Tales prüfen wir nun, ob sich der Aufwand gelohnt hat – und ob ein Kartenspiel auch solo Spaß machen kann.
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Thronebreaker: The Witcher Tales – 37 Minuten langes Gameplay-Video
Thronebreaker: The Witcher Tales im Test: Die Geschichte einer Königin
In manchen Dialogszenen bekommen wie die gut geschriebenen Charaktere aus der Nähe zu sehen.
Quelle: PC Games
Das “Witcher” im Titel mag zwar die Verkaufszahlen beflügeln, doch davon sollte man sich nicht täuschen lbaden – denn tatsächlich hat Hexer Geralt nur einen Gastauftritt in Thronebreaker. Stattdessen schlüpfen wir in die Rolle der kampferprobten Königin Meve, die ihre Länder Lyrien und Rivien vor den einfallenden Invasionstruppen Nilfgaards während des Zweiten Nördlichen Krieges verteidigen muss. Wir erleben also Ereignisse, die noch vor dem ersten Witcher-Spiel einsetzen! Trotzdem kommen Fans der Spiele und Bücher auf ihre Kosten: Obwohl Thronebreaker kein Rollenspiel im Witcher-Format ist, bekommt ihr eine dichte, klbade geschriebene Story voller spannender Wendungen, Witz, Verrat und tragischer Momente präsentiert. Kein Wunder, schließlich stammt die Handlung von Autoren, die schon an The Witcher 3 gearbeitet haben!
Die Geschichte wird meistens in Textfenstern erzählt, in Schlüsselmomenten gibt’s aber auch Charaktere in Großaufnahme und selten sogar simple Cutscenes zu sehen. Ein echtes Highlight ist die gelungene Vollvertonung, die Thronebreaker den Charme eines Hörbuchs verleiht und viel zur gelungenen Atmosphäre beiträgt. Auch wenn einige der Sprecher manchmal etwas überbetont ans Werk gehen und dadurch leicht abgelesen klingen, ist die deutsche Fbadung ausgesprochen gut gelungen!
Thronebreaker: The Witcher Tales im Test: Nicht abschrecken lbaden!
Meves Armee wird durch eine einfache Figur dargestellt, die wir aus der Draufsicht durch weitläufige, liebevoll gestaltete Levels scheuchen. Bei Meves Reise durch verschneite Gebirge, finstere Elfenwälder oder vom Krieg verwüstete Landstriche gilt es, die Augen offen zu halten: Am Wegesrand liegen Goldvorräte und Ressourcen, die wir aufsammeln und später dazu nutzen können, um unsere Armeen zu verbessern und den Kartenpool aufzustocken. Die simple Sammelei wird allerdings schnell zur tristen Fleißaufgabe und bremst den Fluss der Story – der Hauptgrund, weshalb Thronebreaker zumindest im Startgebiet einen etwas lahmen Eindruck macht. Unser Rat: Unbedingt dranbleiben! Denn spätestens ab dem zweiten Gebiet zieht die Story derart an, dbad man den lahmen Erkundungspart schnell verzeiht. Viel wichtiger als der Sammelkram sind nämlich die vielen Quests und Herausforderungen, auf die wir beim Erkunden der Levels stoßen und die Thronebreaker zu etwas Besonderem machen.
Im Erkundungsmodus steuern wir Meve aus der Draufsicht. Die liebevoll gestalteten Levels sind gepflastert mit sammelbaren Objekten, NPCs und Ereignissen.
Quelle: PC Games
Thronebreaker: The Witcher Tales im Test: Spannende Entscheidungen
Einige Entscheidungen haben schwerwiegende Auswirkungen. Unsere Wahl können wir nicht rückgängig machen!
Quelle: PC Games
An jeder Ecke warten NPCs darauf, Meve ihr Leid zu klagen. Da berichten Bauern etwa über marodierende Diebesbanden, über räuberische Nilfgaarder Truppen oder über Scoia’tael-Attentäter, die es auf die wehrlosen Landbewohner abgesehen haben. Meve trifft auch auf schutzbedürftige Trolle, rettet liebenswerte Goblins vor der Todesstrafe, räuchert Nekrophagennester aus oder nimmt es mit ausgewachsenen Greifen auf. In vielen dieser Ereignisse wird Meve vor wichtige Entscheidungen gestellt! Soll sie ein Lager mit verwundeten Nilfgaardern ausradieren, was zwar verabscheuungswürdig wäre, aber den Rachedurst ihrer Truppen stillen würde? Soll sie zurückerobertes Diebesgut an die hungernden Dorfbewohner verteilen oder damit lieber ihre eigene Armee durchfüttern? Soll sie eine strategisch günstige Position aufgeben, nur um die Totenruhe der Elfen nicht zu stören? All diese Entscheidungen wollen gut überlegt sein, denn später können wir nicht an einen früheren Checkpoint zurückspringen – wir müssen also mit den Konsequezen leben!
Im Spielverlauf schließen sich uns mehrere interessante Charaktere an. Aber Vorsicht: Abhängig von unseren Entscheidungen kann uns ein Begleiter auch wieder verlbaden!
Quelle: PC Games
Ganz so hart wie in The Banner Saga (das es sogar als Easter Egg ins Spiel geschafft hat!) sind die meisten Entscheidungsmomente zwar nicht, denn meistens verlieren wir nur ein paar Goldstücke oder Truppenpunkte, was man locker verschmerzen kann. Hin und wieder werden wir aber auch mit richtig fiesen Entscheidungen samt ernster Folgen konfrontiert – etwa wenn uns ein wichtiger Begleiter den Rücken kehrt, weil wir gegen seine Überzeugung gehandelt haben. Dieser Verlust trifft uns hart, denn die sympathischen Begleiter, die wir im Verlauf der Geschichte anheuern, sorgen nicht nur für ordentlich Atmosphäre und helfen sogar in manchen Aufgaben weiter – sie stellen auch immer eine besonders nützliche Aktionskarte dar, die wir in unser Deck mischen können! Denn die meisten Ereignisse und Kämpfe präsentiert Thronebreaker in Form eines Kartenspiels, was erstaunlich gut funktioniert.
Thronebreaker: The Witcher Tales im Test: Gwent hat sich verändert
Das Kernprinzip von Gwent bleibt erhalten: Spieler und KI-Gegner tragen ihre Gefechte mit verschiedensten Karten aus, häufen Siegespunkte an, um am Ende einer Runde die Oberhand zu gewinnen. Aber: Wer Gwent nur aus The Witcher 3 oder den frühen Phasen des Multiplayer-Ablegers kennt, findet auch wichtige Unterschiede. War das Spielfeld etwa früher noch in Nahkampf-, Fernkampf- und Belagerungsreihen unterteilt, gibt es heute nur noch zwei Reihen pro Seite, auf denen wir unsere Reiter, Bogenschützen, Magier und vieles mehr ausspielen können. Ob man die Nah- oder Fernkampfreihe nutzt, spielt dabei nur noch selten eine Rolle.
Die Kartenduelle sind schick inszeniert. Manche Karten wurden sogar aufwendig animiert!
Quelle: PC Games
Ebenfalls neu sind vielen pbadiven Eigenschaften der Karten: War das Ur-Gwent aus The Witcher 3 noch eine aufgeräumte, zugängliche Angelegenheit, ist es in Thronebreaker oft entscheidend, die vielen Spezialeffekte und Wechselwirkungen der Karten zu studieren und zu berücksichtigen. Andernfalls bricht schnell Chaos in den Gefechten aus!
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Thronebreaker: The Witcher Tales – Story-Teaser mit Geralt of Rivia
Thronebreaker: The Witcher Tales im Test: Abwechslung ist Trumpf
Die meisten Standardkämpfe sind auch ohne größere Taktik problemlos zu schaffen, da man hier einfach nur seine besten Karten ins Feld werfen muss. Doch machen solche Auseinandersetzungen eben nur einen sehr kleinen Teil der Kartenduelle aus. Das ist gut so, denn Thronebreaker glänzt am Kartentisch mit Abwechslung und tischt uns im Verlauf der dreißigstündigen Kampagne immer wieder neue Ideen auf!
Keine Sorge: Selbst gegen eine solche Übermacht gibt’s einfache Strategien. Die Standardkämpfe fallen auf der normalen Stufe sehr leicht aus.
Quelle: PC Games
So gibt es beispielsweise ein Gefecht gegen einen Schurkenboss, der uns mit riesigen Schadenswerten das Leben schwer macht und den wir nur besiegen, indem wir ihn geschickt gegen seine eigenen Truppen aufhetzen. In einem anderen Bosskampf sollen wir dann einen Mantikor vertrimmen, der aus sechs unterschiedlichen Karten besteht und uns mit seinen Attacken heftig zusetzt. An anderer Stelle müssen wir ein Katapult mehrere Runden lang beschützen, um einen Staudamm einzureißen und so eine ganze Monsterhorde wegzuspülen. Wir liefern uns sogar eine Schneeballschlacht mit einem Troll!
Thronebreaker: The Witcher Tales im Test: Knackige Puzzles
Stealth in Kartenform: Hier müssen wir uns mit unserem Dieb an Zwerg-Wachen vorbeischleichen.
Quelle: PC Games
Die kniffligsten Momente in Thronebreaker sind aber nicht die speziellen Gefechte, sondern die Puzzles, in denen wir mit wenigen Zügen eine vertrackte Aufgabe lösen müssen. Da sollen wir etwa eine Herde Kühe vor einem gefräßigen Wyvern retten, uns mit einem Dieb geschickt an zwergischen Wachen vorbeischleichen oder einfach nur ein fröhliches Wettsaufen gewinnen. Einmal müssen wir nur mit einer Handvoll Armbrustschützen ein von Leichen übersätes Spielfeld säubern – Himmel, was hat uns das Zeit gekostet! Denn so toll die vielen Ideen hinter den Puzzles auch sein mögen, fallen manche von ihnen ganz schön fies aus – ein Fehler, eine falsch gelegte Karte, schon fällt das ganze Konstrukt in sich zusammen und man muss von vorne beginnen. Bis man nach dem Trial-and-Error-Prinzip auf die richtige Lösung kommt, können also einige Versuche ins Land gehen – und das kann dann auch mal richtig nerven.
Thronebreaker: The Witcher Tales im Test: Upgrades und Kartenverwaltung
An unserem Deck müssen wir nur selten größere Änderungen vornehmen. Darum stört es auch nicht, dbad man keine verschiedenen Kartensets abspeichern kann.
Quelle: PC Games
Zwischen den Kartenduellen kann Meve jederzeit ein Lager aufschlagen. Dort gibt es verschiedene Zelte, in denen sie beispielsweise mit ihren Begleitern plauschen oder wichtige Upgrades kaufen kann. Größerer Kartenpool, verbesserte Einheiten, mehr Rüstungspunkte oder ein Rohstoffgewinn nach jedem Kampf – das Angebot an Verbesserungen ist überschaubar, aber nützlich!
Im Kommandozelt stellen wir Meves Kartendeck zusammen, das immer dann zum Einsatz kommt, wenn uns das Spiel keine vorgefertigten Karten in die Hand drückt. Wie wenig Zeit in die Deck-Pflege fließt, hat uns allerdings überrascht: Obwohl wir durch Quests und Erkundung regelmäßig neue Karten erhalten und auch mal alte Einheitentypen verlieren, ist es nur sehr selten nötig, größere Änderungen am Kartenstapel vorzunehmen – zumal manche Karten nach einer Weile völlig nebensächlich werden.
Das Basislager. Hier schrauben wir an unserem Kartendeck, kaufen Upgrades oder plaudern mit Begleitern.
Quelle: PC Games
Im Unterschied zum Ur-Gwent aus The Witcher 3 können wir uns auch nicht mehr verschiedene Decks für Menschen, Skellige, Monster oder Scoia’tael zusammentellen, da Meve als Regentin von Lyrien und Rivien naheliegenderweise nur menschliche Truppen kommandiert. Immerhin kommen im Laufe der Geschichte aber neben vielen magischen Schätzen auch einige Sondertruppen wie eine heilende Hexe, kampfkräftige Zwerge oder der hinreißend geschriebene Gnom Barnabas Beckenbauer hinzu. Das sorgt für ein wenig Abwechslung, ohne Meves Rolle zu verzerren.
Für Kartenspielprofis, die gerne ausgiebig an der taktischen Zusammenstellung ihres Decks basteln, ist Thronebreaker also nur eingeschränkt zu empfehlen. Wer aber eine starke Geschichte samt kniffliger Entscheidungen erleben, abwechslungsreiche Puzzles lösen oder einfach wieder im Witcher-Universum abtauchen will, der sollte Thronebreaker eine Chance geben – es lohnt sich!
Die PC-Version von Thronebreaker: The Witcher Tales ist exklusiv über GOG erhältlich und kostet 25,89 Euro. Die PS4- und Xbox-One-Versionen erscheinen am 4. Dezember. Infos zu einer möglichen Switch-Umsetzung findet ihr hier.
Thronebreaker: The Witcher Tales im Test: Wertung und Fazit
Thronebreaker: The Witcher Tales (PC)
- Spannende, gut geschriebene Story
- Knifflige Entscheidungsmomente
- Stimmungsvolle Präsentation
- Sehr gute Sprachausgabe
- Begleiter verzahnen Story und Kartenspiel
- 30 Stunden Spielzeit
- Sehr abwechslungsreiche Kartenduelle
- Fordernde, teils sehr originelle Puzzles
- Upgrades sorgen für Fortschrittsgefühl
- Zuviel Trial and Error in manchen Puzzles
- Lahmes Erkunden und Sammeln
- Standardkämpfe oft zu leicht
- Etwas Chaos in einigen Duellen aufgrund zahlloser Karteneigenschaften
- Trotz Entscheidungen weitestgehend linear
- Wenig Anreize für Fans klbadischer Kartenspiele
- Rohstoffe im Überfluss
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